Das Sehen Allahs in Träumen, im Wachzustand und nach dem Tod
von Muhammad ibn Adam al-Kawthari
Frage: Wie ist die Meinung der islamischen Gelehrten bezüglich des Sehens von Allah in Träumen, im wachen Zustand und nach dem Tode?
Antwort:
Im Namen Allahs, dem Gnädigen, dem Barmherzigen
Die Meinung der Hauptströmungen der Ahl al-Sunnah wa al-Dschama'a (Ascha'ira und Maturidiyya) ist, dass der Anblick Allahs, dem Erhabenen, mit den Augen, rational möglich ist und dass der
Gläubige im Jenseits gesegnet wird mit diesem Anblick.
Dieser Anblick jedoch wird ohne Einschließung (ihata) oder Abgrenzungen (tahdid) von irgendeiner Grenze (hadd) sein, weder von vorne, hinten, oben, unten, rechts oder links. Allah, den Erhabenen,
wird man nicht (anders als ein materielles Sein) an einem Ort oder in einer Richtung sehen, auch nicht mit einer Verbindung von Lichtstrahlen und auch nicht mit einer bestimmten Entfernung
zwischen dem Sehenden und Allah.
In anderen Worten, die Gläubigen werden Allah, den Erhabenen, im Paradies sehen ohne unsere Beschreibung. Wie und auf welche Weise, das weiß Allah am besten. Es ist unmöglich und falsch einen
Vergleich für das Ungesehene vom Gesehenen zu ziehen. Dieser Anblick Allahs ist sicherlich anders als der Anblick materieller Sachen dieser Welt. Für das Sehen in dieser Welt ist es nötig, dass
das Gesehene sich an einem Ort, in einer Richtung, einer bestimmten Entfernung, etc. befindet, während der Anblick Allahs, dem Erhabenen, im Jenseits frei sein wird von solchen Einschränkungen.
Allah, der Erhabene, wird es den Gläubigen ermöglichen, Sein hochgeschätztes Selbst zu sehen (gesammelt von Mulla Ali al-Qaris Sharh Fiqh al-Akbar Seite 245-246, Taftazanis Sharh al-Aqa'id
al-Nasafiyya Seite 131, Nuh Ali Sulaymans Auslegung zu Dschawhara al-Tawhid Seite 113 und Badschuris Auslegung zum Dschawhara Seite 114).
Das oben Genannte ist die Meinung, welche die Gelehrten der Ahl al-Sunnah wa al-Dschama'a immer vertreten haben. Die Mu'tazilah und manch andere Gruppen wie die Schi'a halten jedoch daran fest,
dass Allah, der Erhabene, nicht gesehen werden kann, auch am Tag der Auferstehung oder im Paradies nicht. Sie interpretieren bestimmte Verse des Qur'an falsch, verwerfen einige gesunde Ahadith
und behaupten, dass solch ein Anblick Allahs einen physischen Körper oder eine Richtung erfordere, über die Er erhaben ist. Die Haltung der Ahl al-Sunnah wa al-Dschama'a jedoch wird von vielen
Beweisen aus dem Qur'an und der Sunnah gestützt, von welchen hier einige aufgezeigt werden:
1) Allah, der Erhabene, gebietet: „An jenem Tage wird es strahlende Gesichter geben, die zu ihrem Herrn schauen.“ (Surah al-Qiyama, Verse 22-23)
2) Allah, der Erhabene, gebietet dem Propheten Sayyiduna Musa ‘alayhissalam: „Und als Musa zu Unserem Termin gekommen war und sein Herr zu ihm gesprochen hatte, sagte er: „Mein Herr, zeige (Dich)
mir, auf dass ich Dich schauen mag.“ Er sprach: „Du wirst Mich nicht sehen, doch blicke auf den Berg; Wenn er unverrückt an seinem Ort bleibt, dann wirst du Mich sehen.“ (Surah al-A'raf, Vers
143)
Im oben genannten Vers erbat Sayyiduna Musa ‘alayhissalam, Allah, den Erhabenen, zu sehen. Wäre ein Anblick Allahs unmöglich, dann hätte Sayyiduna Musa ‘alayhissalam aus Unwissenheit oder
Dummheit gefragt oder er würde eine Bitte für das Unmögliche aussprechen, wobei alle Propheten Allahs von solchen Sachen weit entfernt sind. Allah, der Erhabene, brachte den Anblick mit dem
unverrückten Berg, welcher an sich möglich ist, in Verbindung. Deswegen ist etwas, was mit der Möglichkeit verbunden ist, auch möglich. (Taftazani und Nasafi, Scharh al-Aqa'id al-Nasafiyya, Seite
127-128)
3) Allah, der Erhabene, gebietet: „Sie haben darin, was immer sie begehren, und in Unserer Anwesenheit ist noch weit mehr.“ (Surah Qaf, Vers 35)
Der Gesandte Allahs sallallahu ‘alayhi wa sallam interpretierte das Wort „mehr“ mit dem Anblick Allahs, dem Erhabenen. (Überliefert von Muslim und anderen)
4) Allah, der Erhabene, gebietet über die Ungläubigen: „Wahrlich, an dem Tag werden sie von ihrem Herrn verschleiert werden.“(Surah al-Mutaffifin, Vers 15)
Dieser Vers erklärt, dass die Ungläubigen dem Anblick Allahs entzogen werden; im Gegensatz dazu weist dieser Vers darauf hin, dass die Gläubigen mit diesem Anblick gesegnet werden. Deswegen sagte
Sayyiduna Imam Schafi'i rahimahullah: „Allahs Verhüllung Seiner Selbst vor einem Menschen (Ungläubigen) aufgrund Seiner Unzufriedenheit, zeigt, dass eine Gruppe (Gläubige) Ihn mit Seiner Freude
sehen wird. Bei Allah, wäre Muhammad ibn Idris (Schafi'i selbst) nicht überzeugt, dass er seinen Herrn im Jenseits sehen wird, dann hätte er Ihn nicht angebetet in dieser Welt!“ (Badschuri,
Tuhfat al-Murid)
5) Sayyiduna Abu Hurayra radiyallahu ‘anhu erzählt, dass die Leute (die Gefährten) sagten: „O Gesandter Allahs! Werden wir unseren Herrn am Tage der Auferstehung sehen?“ Er antwortete: „Habt ihr
irgendeinen Zweifel, dass man den Vollmond in einer klaren Nacht sehen kann?“ Sie antworteten: „Nein, O Gesandter Allahs.“ Er sagte: „Habt ihr irgendeinen Zweifel daran, die Sonne zu sehen, wenn
es keine Wolken gibt?“ Sie verneinten. Er sagte: „Ihr werdet Allah (euren Herrn) auf dieselbe Art und Weise sehen…“ (Sahih al-Bukhari, Nummer 773)
6) Sayyiduna Dscharir ibn ‘Abd Allah radiyallahu ‘anh erzählt, dass sie in der Gesellschaft des Gesandten Allahs sallallahu ‘alayhi wa sallam in der 14. Nacht (im Lunarmonat) saßen und er zum
Vollmond schaute und sagte: „Ihr werdet euren Herrn sehen, so wie ihr den Mond seht. Ihr habt keine Probleme, ihn zu sehen. Deshalb, wer auch immer kann, sollte es nicht versäumen, das Gebet vor
Sonnenaufgang (Fadschr Gebet) und vor Sonnenuntergang ('Asr Gebet) zu verrichten.“ Dann rezitierte der Gesandte Allahs sallallahu ‘alayhi wa sallam: „Und lobe deinen Herren, bevor die Sonne
aufgeht und bevor sie untergeht.“ (Sahih al-Bukhari, Nummer 4570 und andere)
7) Außerdem wird das Ereignis, Allah zu sehen, von Sayyiduna Abu Bakr, Sayyiduna Hudhayfa ibn al-Yaman, Sayyiduna ‘Abd Allah ibn Mas'ud, Sayyiduna ‘Abd Allah ibn Abbas, Sayyiduna Abu Musa
al-Asch'ari und vielen anderen radiyallahu ‘anhum berichtet. Es wird nirgends berichtet, dass ein Gefährte (sahabi) des Gesandten Allahs den Anblick Allahs verwarf; Daher gibt es Konsens der
Gefährten darüber. (Scharh al-Aqa'id al-Nasafiyya, Seite 131 und Tuhfat al-Murid Scharh al-Dschawhara, Seite 115)
Der Vers: „Blicke können Ihn nicht erreichen, Er aber erreicht die Blicke. Und Er ist der Allgütige, der Allkundige.“ (6:103) bezieht sich auf das Umfassen Allahs, dem Erhabenen, mit unseren
Blicken. Anblick und Umfassen sind zwei verschiedene Sachen. Das Umfassen wird in diesem Vers verworfen, weil die Blicke der Menschen nicht im Stande sind, Allah, den Erhabenen, zu umfassen (auch
nicht im Jenseits), während der Anblick in vielen Versen des Qur'an und in vielen Ahadith bewiesen wurde.
Der Anblick Allahs, dem Erhabenen, in dieser Welt
Die oben genannten Beweise beziehen sich auf die Möglichkeit, Allah zu sehen und darauf, dass die Gläubigen Ihn, den Erhabenen, im Jenseits sehen werden. Bezüglich des Sehens Allahs, dem
Erhabenen, in dieser Welt, gibt es zwei Situationen. Einmal, Ihn im wachen Zustand zu sehen und einmal, Ihn im Schlaf (Traum) zu sehen.
a) Allah im Wachzustand zu sehen
Es herrscht, mehr oder weniger, Einstimmigkeit unter den Gelehrten der Ahl al-Sunnah wa al-Dschama'a darüber, dass, obwohl logisch möglich, niemand in der Lage ist Allah, den Erhabenen, in dieser
Welt im wachen Zustand zu sehen. Jedoch gibt es eine unterschiedliche Meinungen darüber, ob der Gesandte
Allahs sallallahu ‘alayhi wa sallam Allah, den Erhabenen, während der Himmelfahrt (miradsch) gesehen hat oder nicht.
Der berühmte Hadith- und Hanafi-Gelehrte Mullah Ali al-Qari rahimahullah, sagt:
„Es gibt Übereinstimmung unter den Muslimen (Gelehrte) darüber, dass kein Gläubiger Allah, den Erhabenen, mit seinen Augen in dieser Welt sehen wird. Die Gelehrten unterscheiden beim Gesandten
Allahs sallallahu ‘alayhi wa sallam nur im Hinblick auf das Sehen Allahs während seinem Aufstieg in die Himmel.“ (Scharh Fiqh al-Akbar, Seite 354)
Mulla Ali a-Qari sagte, es gebe einen Konsens über die Tatsache, dass der Anblick Allahs nicht in dieser Welt Platz nehmen kann für andere als den Gesandten Allahs sallalahu ‘alayhi wa sallam. Er
zitierte Ibn al-Salah und Abu Schama, die sagen, dass dem, der behauptet, Allah gesehen zu haben, während er wach war, nicht geglaubt wird, weil dies (Anblick Allahs während man wach ist) etwas
ist, dass sogar Sayyiduna Musa ‘alayhissalam von Allah, dem Erhabenen, verwehrt wurde, als Er ihm sagte: „Du wirst Mich nicht sehen.“ Jedoch gibt es eine unterschiedliche
Meinung, ob dieser Anblick dem Gesandten Allahs sallallahu ‘alayhi wa sallam zuteil wurde.
Manche Gelehrte betrachteten solch eine Person, die behauptet, Allah im wachen Zustand gesehen zu haben, als einen Kafir, obwohl die meisten Gelehrten darin vorsichtig waren und solch eine Person
nicht als einen offensichtlichen Kafir sahen. Jedoch gibt es keinen Zweifel, dass diese Person als stark abgeirrt betrachtet wird. Deshalb ist es keinem Individuum (außer dem Gesandten Allahs)
möglich, Allah, den Erhabenen, im wachen Zustand in dieser sterblichen Welt zu sehen.
Bezüglich des Gesandten Allahs sallallahu ‘alayhi wa sallam, unterschieden die Gefährten, ob er sallallahu ‘alayhi wa sallam Allah in der Nacht von Isra' und Miradsch gesehen hat oder nicht.
Sayyiduna ‘Abd Allah ibn ‘Abbas und andere radiyallahu ‘anhum erzählten, dass er Allah gesehen hat, während Sayyida A'ischa, Sayyiduna ‘Abd Allah ibn Mas'ud und andere radiyallahu ‘anhum der
Meinung waren, dass er Allah mit seinen Augen während seiner Himmelfahrt nicht gesehen hat. Als Resultat ergibt sich, dass auch die Gelehrten der Ahl al-Sunnah verschiedene Ansichten zu diesem
Thema haben.
Imam al-Bukhari erzählt, dass Sayyiduna ‘Abd Allah ibn ‘Abbas radiyallahu ‘anhum, bezüglich der Aussage Allahs: „Und Wir haben die (Himmels-) Besichtigung, die Wir dir ermöglicht haben, nur als
eine Prüfung für die Menschen gemacht…“ (17:60) sagte: „Das, was den Gesandten Allahs sallallahu ‘alayhi wa sallam) gezeigt wurde, in der Nacht, in der er zur Bayt al-Maqdis (in Jerusalem)
gebracht wurde, waren wirkliche Anblicke (keine Träume). Und der verfluchte Baum, (erwähnt) im Qur'an, ist der Baum Zaqqum.“ (Sahih al-Bukhari, Nummer 3675)
Imam Tirmidhi berichtete auch einige Überlieferungen von ‘Abd Allah ibn ‘Abbas radiyallahu ‘anhum, worin er sagt, dass der Gesandte Allahs sallallahu ‘alayhi wa sallam seinen Herrn in der Nacht
von Isra' und Miradsch gesehen hat. (Siehe: Sunan Tirmidhi, Kapitel der Auslegungen des Qur'an, Surah al-Nadschm)
Auf der anderen Seite hat Sayyida A'ischa radiyallahu ‘anha es strikt abgelehnt, dass der Gesandte Allahs sallallahu ‘alayhi wa sallam Allah, den Erhabenen, mit seinen Augen gesehen hat. Die
folgende Erzählung zeigt ihre Ansicht darüber:
Imam al-Bukhari rahimahullah erzählt von Masruq: „Ich sagte zu A'ischa: „O meine Mutter! Hat Muhammad sallallahu ‘alayhi wa sallam seinen Herrn gesehen?“ Sie antwortete: „Meine Haare stehen zu
Berge, wegen dem, was du sagst. Weißt du nicht über diese drei Dinge bescheid? (Erstens) Wer auch immer dir das sagt, der lügt. Und wer auch immer dir sagt, dass Muhammad sallallahu ‘alayhi wa
sallam seinen Herrn gesehen hat, der lügt.“ Dann rezitierte sie: „Blicke können Ihn nicht erreichen, Er aber erreicht die Blicke. Und Er ist der Allgütige, der Allkundige.“ Und: „Und es ist nicht
angemessen für einen Menschen, dass Allah mit ihm reden sollte, außer durch Eingebung oder hinter einem Schleier.“
„(Zweitens) Wer auch immer dir sagt, dass er weiß, was morgen passiert, der lügt.“ Dann rezitierte sie: „Keine Seele weiß, was er sich morgen zufügen wird.“ „Und (drittens) wer auch immer dir
sagt, dass er sallallahu ‘alayhi wa sallam etwas versteckte, der lügt. Dann rezitierte sie: „O Gesandter. Rufe (die Botschaft) aus, was dir von deinem Herrn gesandt wurde.“ Jedoch sah er
sallallahu ‘alayhi wa sallam) Dschibra'il ‘alayhissalam zweimal in seinem tatsächlichen Wesen.“ (Sahih al-Bukhari, Nummer 4574)
Manche Gelehrte erklärten, dass der Gesandte Allahs sallallahu ‘alayhi wa sallam eine Vision mit den Augen des Herzens hatte und nicht mit seinen normalen Augen. Das wird von Ibn ‘Abbas erklärt
in anderen Überlieferungen in Sahih Muslim und an anderer Stelle sagte er: „Er sah Ihn mit seinem Herzen.“ Deswegen stehen die beiden Meinungen in Einklang. (Ibn Hadschar, Fath al-Bari, 8/430)
Imam al-Badschuri rahimahullah sagte, dass die bevorzugte Meinung unter den ‘Ulama ist, dass der Gesandte Allahs sallallahu ‘alayhi wa sallam seinen Herrn in der Nacht von al-Isra' und
al-Miradsch mit seinen Augen gesehen hat. Dem Hadith von Sayyiduna Ibn ‘Abbas radiyallahu ‘anhum wird Vorrang gewährt vor der Meinung Sayyida A'ischas radiyallahu ‘anha wegen dem Grundsatz, der
besagt: „Bejahung (ithbat) hat Vorrang vor Verneinung (nafi).“ Deswegen werden die Meinungen von Ibn ‘Abbas und anderen radiyallahu ‘anhum bevorzugt und deswegen wird gesagt, dass der Gesandte
Allahs sallallahu ‘alayhi wa sallam mit dem Anblick seines Herrn in der Nacht von al-Isra' und al-Miradsch gesegnet wurde. (Badschuri, Tuhfat al-Murid, Seite 117-118)
Die beste Aussage über dieses Thema stammt von Shaykh Muhyi al-Din ibn ‘Arabi rahimahullah. Er sagte: „Diese Welt ist das, was unter dem Himmel liegt und alles, was über den Himmeln liegt, wird
als Teil der nächsten Welt (akhira) bezeichnet. Deswegen wird die Vision des Gesandten Allahs sallallahu ‘alayhi wa sallam nicht als „ein Anblick“ dieser Welt angesehen; Vielmehr ist es ein
Anblick der nächsten Welt und es gibt keine Unstimmigkeiten bezüglich des Blickes im Jenseits. Deswegen war die Vision, die der Gesandte Allahs (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) hatte,
eine Art Vision des Jenseits. (Siehe Ma'arif al-Qur'an, 3/412)
b) Allah in Träumen sehen
Bezüglich dem Anblick Allahs, dem Erhabenen, im Traum, sagte Imam al-Taftazani rahimahullah in seiner Auslegung Imam Nasafis al-Aqa'id:
„Bezüglich des Anblicks Allahs im Schlaf lässt sich sagen, dass dies von mehreren Vorgängern (salaf) berichtet wurde. Und es besteht kein Zweifel daran, dass dies eine Art der Beobachtung mit dem
Herzen ist und nicht eine mit dem Auge.“ (Scharh al-Aqa'id al-Nasafiyya, Seite 135)
Mulla Ali al-Qari rahimahullah sagt in seinem berühmten Scharh Fiqh al-Akbar:
„Die Mehrheit der Gelehrten ist der Ansicht, dass der Anblick Allahs, dem Erhabenen, im Schlaf möglich ist, ohne irgendwelche Beschreibungen der Art (Modalität) (kayfiyya), Richtung (dschiha)
oder Wesen (hay'a). Es wird berichtet, dass Imam Abu Hanifa rahimahullah sagte: „Ich sah Allah, den Erhabenen, 99 Male im Schlaf.“ Es wird berichtet, dass Imam Ahmad rahimahullah sagte: „Ich sah
Allah, den Erhabenen, in einem Traum und sagte: „O Herr! Wie ist es möglich, die Nähe zu Dir zu erreichen?“ Er antwortete: „Mit der Rezitation meiner Worte (Qur'an).“ Ich sagte: „O Herr!
Rezitation, indem man sie versteht oder (auch), wenn man sie nicht versteht?“ Er antwortete: „Mit oder ohne sie zu verstehen.“ Es wird auch vom Gesandten Allahs sallallahu ‘alayhi wa sallam
berichtet, dass er sagte: „Ich sah meinen Herrn im Schlaf.“ Deshalb ist der Anblick Allahs im Schlaf aufgezeichnet von vielen Vorgängern (salaf) und seine Art der Beobachtung mit den Herzen
dieser großartigen Menschen…" (Scharh Fiqh al-Akbar, Seite 356-357)
Imam al-Badschuri rahimahullah sagt: „Bezüglich des Sehens Allahs, dem Erhabenen, erzählt Qadi ‘Iyad, dass es keine unterschiedlichen Meinungen bezüglich diesem Ereignisses und der Wahrheit gibt,
denn
Schaytan kann nicht die „Gestalt“ Allahs, dem Erhabenen, annehmen, sowie er nicht die Gestalt der Propheten annehmen kann ‘alayhumussalam. (Tuhfat al-Murid, Seite 118)
Die oben genannten Texte der Gelehrten weisen klar darauf hin, dass Allah, der Erhabene, in Träumen gesehen werden kann (und auch gesehen wurde). Es ist etwas, mit dem Seine edlen und frommen
Diener gesegnet sind und niemand kann dieses Ereignis leugnen.
Imam al-Badschuri rahimahullah hat ein paar zusätzliche Anmerkungen bezüglich des Anblicks Allahs im Schlaf in seiner Auslegung von Dschawhara al-Tawhid gemacht.
Er sagt, dass wenn jemand Allah in einer Art und Weise sieht, welche nicht unmöglich für Allah ist, dann hat er Ihn gewiss gesehen. Wenn jedoch jemand Ihn sieht in einer Form, welche unmöglich
für Ihn ist, wie z.B. Ihn in Form eines bestimmten Individuum, dann ist das nicht Allah, vielmehr ist das ein Geschöpf Allahs und der Traum muss von jemandem, der darüber Kenntnisse hat, gedeutet
werden. Manche Gelehrten sagten, dass auch in solch einem Fall jemand tatsächlich Allah gesehen hat, aber die Art des Gesehenen ist nicht die Realität Allahs; Vielmehr ist es eine Reflektion der
Sinne desjenigen, der diese Vision hat. (Tuhfat al-Murid Scharh Jawhara al-Tawhid, Seite 118)
Imam Ibn Sirin rahimahullah, ein großer klassischer Gelehrter, gilt als Meister in der Wissenschaft der Traumdeutung. Er sagt in seinem berühmten Buch, „Das Deuten der Träume“: (Dieses Buch deckt
übrigens über 900 Träume mit deren Bedeutungen ab.) Es erklärt, welche Tatsachen in Erwägung gezogen werden sollten bei der Interpretation eines Traumes, wann ein Traum als wahr oder falsch
betrachtet wird, etc.): „Sayyiduna Danyal ‘alayhissalam erzählt, dass wenn ein Gläubiger Allah, den Erhabenen, gesehen hat, so wie es in den Versen des Qur'an und in den Ahadith geschildert ist,
wird er mit dem herrlichen Blick Allahs, den Erhabenen, gesegnet (im Jenseits) und all seine Bedürfnisse werden erfüllt. Wenn jemand im Traum gesehen hat, dass er vor Allah, dem Erhabenen, stand
und dass Er, der Erhabene, zu ihm schaute, dann ist der Traum ein Zeichen seiner Frömmigkeit und seinem religiösem Wohlstand. Er wird für Vergebung bestimmt werden und wenn er sündhaft ist, wird
er bereuen.“ (Ta'bir al-Ru'ya, Seite 67)
Imam Ibn Sirin geht dann noch weiter darin, viele Arten von Träumen zu erwähnen, in denen man Allah, den Erhabenen, sieht und gibt dazu ihre Auslegungen. Zum Beispiel, wenn jemand Allah, den
Erhabenen, sieht, wie er mit ihm im Geheimen redet, dann bedeutet das, dass derjenige Allah, dem Erhabenen, nahe ist. Wenn jemand sieht, dass Allah, der Erhabene, ihm einen Rat und Nasiha gibt,
dann deutet das an, dass Allah, der Erhabene, nicht ganz glücklich mit den Handlungen desjenigen ist. Ein zufriedener Empfang Allahs ist ein Zeichen Seiner Freude und die Ermahnung Allahs ist ein
Zeichen Seines Zornes und Seiner Wut. Für mehr Details sollte man sich an Imam Ibn Sirins oben genanntes Buch wenden, aber man sollte einen zuverlässigen Gelehrten, der Kenntnisse, Frömmigkeit
und Weisheit besitzt, aufsuchen, bevor man zu irgendeinem Schluss kommt.
Zusammenfassend: Der Anblick Allahs, dem Erhabenen, ist rational möglich und die Gläubigen werden mit diesem Anblick im Jenseits gesegnet. Es ist aber keiner in der Lage, Allah in dieser Welt zu
sehen, während er wach ist, außer der Gesandte Allahs sallallahu ‘alayhi wa sallam und auch bezüglich des Gesandten Allahs sallallahu ‘alayhi wa sallam gibt es verschiedene Meinungen unter den
Gefährten radiyallahu ‘anhum. Bezüglich des Sehens Allahs im Schlaf ist zu sagen, dass dies möglich ist und es wird von vielen frommen Dienern Allahs und ‘Awliya und Gelehrten überliefert.
Und Allah weiß es am besten – wa Allahu ‘alam.