Sheikh Said Ramadan al-Buti nötwenidgkeit des Madhabs
Die Tatsache, dass alle großen Religionsgelehrten, einschließlich der Ḥadīth-Experten, selbst einem MADHHAB angehörten und von ihren Schülern verlangten, dass sie einem Madhhab angehörten,
scheint in Vergessenheit geraten zu sein.
Sheikh Saʿīd Ramaḍān al-Būtī, der die Antwort des traditionellen Islam gegen die Anti-Madhhab-Stimmung in seinem Buch „Nicht-Madhhabismus: Die größte Bidʿa als Bedrohung der islamischen Scharīʿa"
artikuliert hat, vergleicht die Wissenschaft der Ableitung von Regeln mit der medizinischen Wissenschaft.
Er fragt: „Wenn jemandes Kind ernsthaft erkrankt ist, sucht er dann selbst in der medizinischen Fachliteratur nach der zutreffenden Diagnose und den entsprechenden Heilmitteln, oder sollte er
nicht zu einem ausgebildeten Arzt gehen?" Ein geistig gesunder Mensch wird wohl die letztere Möglichkeit wählen. Nichts Anderes gilt auch in Glaubensdingen, die in Wirklichkeit noch viel
wichtiger und mit viel größeren potenziellen Gefahren behaftet sind. Wir wären sowohl dumm, als auch verantwortungslos, wenn wir versuchten, selbst die Quellen auszuwerten und unser eigener Mufti
zu werden. Stattdessen sollten wir einsehen, dass diejenigen, die ihr ganzes Leben damit verbracht haben, die Sunna und die Gesetzes-Prinzipien zu studieren dabei weniger leicht Gefahr laufen
Fehler zu machen als wir.
Ein anderer Vergleich ließe sich hinzufügen, diesmal aus dem Bereich der Astronomie. Wir könnten den Qurʾān und die Ḥadīthe mit den Sternen vergleichen. Mit dem bloßen Auge können wir viele von
ihnen nicht klar erkennen; deshalb brauchen wir ein Teleskop. Wenn wir dumm sind oder stolz mögen wir versuchen selber eines zu bauen. Wenn wir jedoch vernünftig und bescheiden sind, werden wir
uns glücklich schätzen, eines zu benutzen, das Imam Schāfiʿī oder Ibn Ḥanbal für uns konstruiert haben und das von Generationen von großen Astronomen verfeinert, geschliffen und verbessert worden
ist. Ein Madhhab ist kurz gesagt nichts Anderes als ein Präzisions-Instrument, dass uns ermöglicht, den Islam mit größtmöglicher Klarheit zu sehen.
Eine Antwort auf die Maḏhâblosen
Imâm Aḏh-Ḏhahabî (Raḥimahullâhu ta'âla) sagte über sich selbst:
"Ich folge der Wahrheit und pflege es Ijtihâd auszuüben, und ich halte an keiner Madhab fest (ich folge keiner Maḏhâb)," und ich sage: Ja. Wer auch immer die Stufe des Ijtihâd's erreicht hat und eine Anzahl der Imâme wurden beurkundet das sie es erreichten, dass es dieser Person (die Juristisch qualifiziert ist zum Ijtihâd) nicht erlaubt ist taqlîd [blindfolgen] auszuüben, so wie es für den Laien nicht erlaubt ist, der den Qur'ân auswendig lernte oder eine große Menge davon, Ijtihâd auszuüben. Wie wird er Ijtihâd ausüben? Was wird er sagen? Auf was begründet er seine Meinung? Wie kann er fliegen, wenn seine Flügel noch nicht gewachsen sind?"
[Aḏh-Ḏhahabî, Siyar a'lâm an-Nubalâ', Band 18, s.191]
Allāma aus dem Osmanischen Reich, Shaykh al-Islam Muhammad Zâhid
al-Khawthari (Rahimahullah) sagte: “Al-La Madhhabiyya Qantara al-La Diniyya”
(sinngemäß):
"Madhablosigkeit ist eine Brücke zu Religionslosigkeit." [Maqâlat al-Kawtharî: 23]
Osmanlı allamelerinden Şeyhu’l-İslam vekili merhum Muhammed Zâhid el-Kevserî (Rahmetullahi Aleyh) söyle ifade
etmistir: "Mezhepsizlik Dinsizliğin Köprüsüdür" [Makâlatu’l-Kevserî: 23]
"Madhhab-losigkeit ist die gefährlichste Erneuerung, welche das islamische Gesetz bedroht"
Taqlid: Taqlid bedeutet sprachlich „ein Halsband um den Nacken legen“.
In der Scharīʿa bedeutet Taqlīd: „Die Aussage eines anderen ohne Beweis zu akzeptieren.“ [Imam Ghazali, Al-Mustasfa, Band 2, s.387]
Das arabische Wort für Beweis ist hier „Hujjah“ und der Text des Qurʾans ist selbst eine Hujjah und so ist es auch die Sunnah des geliebten Gesandten Allahs sallallahu ‘alayhi wa sallam. Aus
diesem Grund können wir keinen Taqlid bei Allah subhanahu wa ta’ala oder dem Gesandten Allahs sallallahu ‘alayhi wa sallam machen, denn der Qurʾan und die Sunnah sind selbst beide Hujjah. Um
Taqlid auszuüben, muss man die Aussage eines anderen akzeptieren, ohne den Beweis (Hujjah) zu verlangen und dies ist nur möglich, wenn solch eine Aussage nicht im direkten Kontext des
Qurʾans oder der Sunnah steht. Das heißt, man kann nicht Taqlid bei Qurʾan und der Sunnah ausüben. Wenn man mir befehlen würde, eine bestimmte Handlung zu tun oder etwas zu unterlassen, was
nicht direkt im noblen Qurʾan oder der Sunnah gefunden werden kann oder es kann gefunden werden, aber der Hinweis wäre vage und unverständlich für eine Person meines Unvermögens, so wäre
mein Gehorsam solch einer Anweisung einer qualifizierten Person gegenüber die Ausübung des Taqlid.
Obgleich es Meinungsunterschiede unter den Rechtsgelehrten bezüglich des Verständnisses verschiedener Texte gibt, muss der Folger dem folgen, bei dem er sich am sorglosesten fühlt (seiner
madhhab), was das Praktizieren des Islam angeht.
Der Folger sollte darauf versuchen, alle Entscheidungen, welche dieser Imam aus den Quellen abgeleitet hat, zu befolgen, unabhängig davon, ob sie leicht oder schwer sind. Dies wäre die
wahre Essenz des Taqlīd. Der Folger sollte alle Entscheidungen dieses bestimmten Imams zu jeder Zeit als endgültig akzeptieren.