Prof. Dr. Ebubekir Sifil, Berühmter Islamischer Theologe der Ahlus Sunnah
Der Glaube (Iman) an das Schicksal und Vorherbestimmung (Qadaa’ und
Qadar)
Allah wusste in der Vergangenheit bereits über alle Dinge vor
ihrem Eintreffen Bescheid und auch darüber, wie sie sich danach entwickeln werden. Dann hat Er sie nach Seinem Maß, Wissen und Willen zustande kommen lassen. Allah sagt:
(Gewiss, Wir haben alles in (bestimmtem) Maß erschaffen.)
(Qur´an 54:49)
Denn alles, was im Universum geschieht, geschehen ist und
geschehen wird, ist Allah bekannt. Er wusste es bereits, bevor es geschah und ließ es nach Seinem Willen und Maß geschehen. Der Prophet (salla-llahu ´alaihi wasalam)
sagte:
“Der Diener wird nicht eher als gläubig bezeichnet, bis er an
das gute und schlechte Schicksal (Qadar) glaubt und er weiß, dass das, was ihn getroffen hat ihn nicht verfehlen konnte, und das, was ihn verfehlt hat, ihn nie treffen
konnte.”
[Sunan At-Tirmidhi, Hadith Nr. 2144]
Die Stufen des Glaubens an das Schicksal (Qadar) und
Maß
Der Glaube daran, dass Allah als Quelle und Zentrum allen
Seins aufgrund Seines Allwissens genaueste Kenntnis über die Zukunft aller Geschöpfe besitzt.
Der Glaube daran, dass diese Vorherkenntnisse Allahs über die
wirklich eintreffende Zukunft auf der wohlverwahrten Tafel (al-Lawh al-Mahfûz) niedergeschrieben sind.
Der Prophet (sallallahu ´alaihi wasalam) sagte:
“Das erste was Allah erschaffen hat war das Schreibrohr
(Stift). Er sagte zu ihm: "Schreib!" Es fragte: "Was soll ich schreiben?" Er sagte: "Schreibe, was bis zum Jüngsten Tag geschehen wird.” [Abu
Dawud]
Der Glaube an den Willen Allahs (Subhaanahu wa ta´ala) und
Seine Allmacht, und dies beinhaltet den Glauben daran, dass alles, was Er will, auch geschieht und was Er nicht will, nicht geschieht.
Der Glaube daran, dass es weder auf der Erde noch in den
Himmeln ein Geschöpf gibt, das nicht von Allah erschaffen wurde; Er ist der einzige Schöpfer und es gibt keinen anderen Herrn außer Ihm.
Das steht in keinem Gegensatz dazu, dass man sich in diesem
Leben bemüht und anstrengt.
Beispiel
Wer Nachkommen (Kinder) haben will, muss dazu die
Voraussetzung erfüllen, die dazu führen kann, nämlich die Heirat. Dennoch kann dieser Faktor das ersehnte Ergebnis (Kinder) mit sich bringen, oder auch nicht. Das hängt von dem Willen Allahs ab,
denn alles geschieht nach Allahs Willen. Selbst die Voraussetzungen und ihr Erfolg oder Misserfolg sind von Allah vorbestimmt. Und diese Mittel, die wir annehmen und verwenden, sind durch Allahs
Maß bestimmt, deshalb hat der Prophet Muhammad (sallallahu ´alaihi wasalam) seinen Gefährten (Sahaba) wie folgt geantwortet, als sie ihn gefragt haben: "Was sagst du über Arzneimittel und
Beschwörungsformeln, die wir uns zum Heil bedienen, kann so etwas gegen Allahs Vorbestimmung wirken? Oder verhindert es das Schicksal und Maß?" Er sagte:
“Die Medizin ist ein Teil von Allahs
Schicksal.”
[Al-Mustadrak auf die Sahihain, Hadith Nr.
88]
Der Nutzen des Glaubens (Iman) an das Schicksal und die
Vorherbestimmung (Qadaa’ und Qadar)
Stärkung der Überzeugung, dass man sich auf Allah verlassen
muss, nachdem man alle Mittel in Anspruch genommen hat und mit reinem Herzen auf Allah vertraut.
Durch die Zufriedenheit der Geschehenisse kommt es zur
Befriedigung und Beruhigung des Herzens und der Seele. Es ist nicht unbekannt, dass Unruhe und Besorgnis zu vielen psychischen Krankheiten führen können, die einen negativen Einfluss auch auf den
Körper haben. Somit wird der Traurigkeit und dem Kummer über die Geschehenisse, kein Platz gelassen. Allah sagt:
(Kein Unglück trifft ein auf der Erde oder bei euch selbst,
ohne dass es in einem Buch (verzeichnet) wäre, bevor Wir es erschaffen – gewiss, dies ist Allah ein leichtes. Damit ihr nicht betrübt seid über das, was euch entgangen ist, und euch nicht (zu
sehr) freut über das, was Er euch gegeben hat. Und Allah liebt niemanden, der eingebildet und prahlerisch ist.) (Qur´an 57:22-23)
Erleichterung der Schichsalsschläge, welchen die
Menschen ausgesetzt sind. Der Prophet (sallallahu ´alaihi wasalam) sagte:
“Der starke Gläubige (Mu`min) ist Allah lieber als der
schwache Gläubige (Mu`min); in jedem ist jedoch Gutes vorhanden. Halte dich fest an das, was dir nützt, flehe Allah um Hilfe an und gib nicht auf! Sollte dir etwas zustoßen, dann sage nicht
“Hätte ich nur dies und das getan!” Aber du sollst sagen, “Allah hat es bestimmt und Sein Wille geschieht”, denn “Hätte” öffnet nur dem Satan die Tür.”
[Sahih Muslim, Hadith Nr. 2664]
Vermehren des Guten und Auslöschen der Sünden. Der
Prophet (sallallahu ´alaihi wasalam) sagte:
Kein Missgeschick betrifft den Muslim, keine Sorge, kein
Kummer, kein Schaden, kein Gram, nicht einmal ein Dorn sticht ihn, ohne dass Allah damit etwas von seinen Sünden auslöscht. ” [Sahih Al-Bukhari,Hadith Nr. 5318]
Und der Glaube an das Schicksal (Qadar) ist keine Einladung
zur Faulheit oder dazu, nichts zu tun und die Gelegenheiten nicht wahrzunehmen, wie manche denken. Der Prophet (salla-llahu ´alaihi wasalam) sagte dem Mann, der zeigen wollte, dass er auf Allah
vertraut und fragte:
“Soll ich mein Kamel nicht anbinden und verlasse ich mich auf
Allah?" Der Prophet (salla-llahu ´alaihi wasalam) sagte: “Binde es an, dann vollziehe Tawakkul (vertraue auf Allah).”
[Sahih Ibn Habban,Hadith Nr. 731]